Caodaismus oder Cao Ðài ist eine offiziell am 7. September 1926 gegründete Religion im Süden Vietnams. Die Schätzungen der Zahl der Anhänger gehen stark auseinander, wobei die Mehrzahl zwei bis drei Millionen angibt, andere Quellen aber acht Millionen Gläubige in Vietnam. Nach Buddhismus und Katholizismus ist sie die drittgrößte Religion von Vietnam. Durch Auswanderung gibt es ungefähr 30.000 Caodaisten in den USA, Europa und Australien.

Die Offenbarung dieser Religion, durch spiritistische Sitzungen empfangen, beinhaltet einen umfassenden Synkretismus aus asiatischem und christlichem Glaubensgut.
Synkretismus

Im Laufe der Geschichte soll der Gott Cao Ðài mehrere Offenbarungen kundgetan haben wie zum Beispiel für

das Christentum:

"die Lehre des Moses ist die Knospe, die Lehre Christi ist die Blüte, der Caodaismus ist die Frucht"

die asiatischen Religionen:

"der erhabene Laozi hatte das Verdienst, am Heil der Menschheit mitzuwirken"
"der weise Konfuzius hat deutlich den Weg des rechten Mittelmaßes vorgezeichnet"
"der barmherzige Buddha hat Demut und Nächstenliebe gepredigt"

um schließlich mit dem Caodaismus das "Große Gebäude" (Cao Ðài) der Religionen zu vollenden.
Lehre und Kult

Der Caodaismus lehrt die Seelenwanderung und hält die moralischen Grundsätze wie Vegetarismus, Alkoholverbot, Selbstlosigkeit, Nächstenliebe und Armut als moralische Pflicht. Der Kult wird in reich ausgestatteten Tempeln mit Weihrauch, Geisterbeschwörungen und Gebeten vollzogen. Unter den "hohen Geistern" des Caodaismus befinden sich u.a. Sun Yat Sen, Isaac Newton, die Jungfrau von Orleans und Victor Hugo, um deren Wichtigkeit für die Menschheit aufzuzeigen.
Hierarchie

Die Hierarchie ist nach dem Vorbild der katholischen Kirche aufgebaut mit den folgenden Ämtern bzw. Graden: Gläubiger, Unterwürdenträger, Priesterschüler, Priester, Bischof, Erzbischof, Kardinal, Zensor-Kardinal und Papst.

Es gibt je drei Zensor- und einfache Kardinäle, 36 Erzbischöfe und 72 Bischöfe. Ngô Van Chiêu war der bislang einzige Cao Ðài-Papst, seit 1935 ist der Posten vakant. Aufgrund von Restriktionen seitens der vietnamesischen Regierung ist es den Cao-Ðài-Anhängern nicht erlaubt, einen neuen Papst einzusetzen oder spiritistische Sitzungen durchzuführen.
Synkretismus bedeutet die Vermischung religiöser Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild. Voraussetzung ist, dass diese Ideen oder Philosophien sich zuvor als inhaltlich voneinander unterschieden abgegrenzt haben und dass sie als religiös-philosophische Teilaspekte auf einen Absolutheitsanspruch verzichten. Synkretismus nimmt vielmehr die Aspekte unterschiedlicher Religionen bewusst auf und formt sie zu etwas Neuem.
Tagesausflug nach Tay Ninh, 95 km westlich von Saigon.
Tay Ninh ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und seit 1927 der Hauptsitz der Religionsgemeinschaft Cao Dai.
Man mag die Religion der Cao Dai als schrillin Mix abtun- doch schon allein der Architektur wegen sollte man dem Cao Dai-Tempel einen Besuch abstatten.
Das Auge, heiliges Symbol der Cao Dai Sekte, Tay Ninh, Vietnam, Asien
Es gelten strenge Regeln innerhalb der Hierarchie des Caodaismus und während der Zeremonien. Die Cao Dai-Anhänger haben drei Regeln zu befolgen:

tägliche Gebete,

vegetarische Ernährung zehn Tage pro Monat

und die fünf Gebote (nichts Lebendes töten, nicht unehrlich sein, nicht Ehebruch begehen, nicht betrunken sein und nicht mit Worten sündigen) einhalten.
Bestimmte Regeln haben auch die Besucher des Tempels in Tay Ninh zu befolgen. So werden sie höflich aber bestimmt darauf hingewiesen, welcher Eingang zu benutzen ist: Frauen gehen durch den linken, Männer den rechten – ohne Schuhe und in angemessener Kleidung. Es ist erlaubt, außerhalb der Gottesdienstzeiten im Innern des Tempels herumzugehen und zu fotografieren. Während der Zeremonien können sich Touristen auf den Emporen aufhalten und ebenfalls Bilder machen
Die Zeremonie

Täglich um 6, 12, 18 und 24 Uhr findet in dem Tempel eine etwa einstündige Gebetszeremonie statt. Auf der Mittelempore spielen Musiker auf vietnamesischen Instrumenten. Die »Dienerinnen« und »Diener« – zu erkennen an ihren weißen Gewändern – nehmen links und rechts des Tempelmittelschiffs Platz.

Die höheren Ränge gruppieren sich auf den verschiedenen Ebenen in der Mitte. Die Gruppen sind durch ihre farbigen Gewänder klar abgegrenzt. Jede Farbe steht dabei für einen bestimmten Zugehörigkeits-bereich: rot tragen die Angehörigen des Konfuzianismus, gelb die Buddhisten und blau die Taoisten.
Der Great Tempel auf dem riesigen Gelände der Cao Dai ist nicht zu übersehen. 140 Meter lang und 40 Meter breit wird er von zwei Haupt- und zwei Nebentürmen sowie etlichen Säulen an den Längsseiten verziert. Architektonisch handelt es sich um eine Mischung aus Kathedrale, Tempel und Pagode. Norman Lewis soll das stattliche Bauwerk als »das wohl geschmackloseste, vulgärste Gebäude, das jemals gebaut wurde,« bezeichnet haben. Auch Vokabeln wie »Disney« oder »Kirmes-Baukunst« hört man in diesem Zusammenhang oft. Erbaut wurde der Great Temple zwischen 1933 und 1955 als religiöses Zentrum und Sitz des »Heiligen Stuhls« der Cao Dai, auch als »Holy See« bezeichnet.
Das Relief über dem Altarportal zeigt von links nach rechts: Guanyin, Laozi, Buddha, Konfuzius, Guan Yu, absteigend unter Buddha: Li Po, Jesus, Jiang Ziya
Strenge Regeln für die Cao-Dai-Angehörige:

Bei dem Besuch sahen wir, wie eine weibliche Cao-Dai-Dienerin unter Zwang der Tempel verlassen musste. Bei der Gegenwehr wurde sie mit einem Bampussstock mehrmals geschlagen und an allen "Vieren" weggetragen.

Den Besucher gegenüber wurde eine sehr große Höflichkeit suggestriert, aber nur wenn man sich an die strenge Vorgaben für Besucher hielt.

Aber durch diese Aktion erschien uns die aufgelegte "Höflichkeit" unter einem anderen Licht!
Das umgedrehte Hakenkreuz, das Zeichen für Glück